Die Annektion der Krim, der latente Krieg mit der Ukraine, der russische Kapitalmarkt zeigt sich aktuell nur für sehr wagemutige Anleger interessant. Der russische Aktienindex RTS notierte Ende Juni 2014 noch bei leicht über 1.400 Zählern, brach dann auf 1.150 Punkte ein, erholte sich aber, trotz der Zuspitzung des Konfliktes mit der Ukraine, Anfang August wieder leicht und zog innerhalb weniger Tage wieder auf 1.250 Punkte an.
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Indizes und Anleihen als Spiegel der Wirtschaftsstabilität
Staatsanleihen spiegeln das Bild des Emittenten bei den Anlegern wider. Während im Rahmen der Finanzkrise manche Staatsanleihe in den Keller rutschte, zeigen sich die russischen Anleihen von Krisen und Sanktionen völlig unbeeindruckt. Die Renditen notieren teilweise unter der Nominalverzinsung. Wie die FAZ am 29.7.2014 berichtete, wurde den Banken, die sich mehrheitlich in Staatsbesitz befinden, der Weg zu den europäischen Kapitalmärkten versperrt. Auswirkungen auf den russischen Kapitalmarkt scheint dieser Bestandteil der EU-Sanktionen aktuell nicht zu bewirken. Die russische Binnenwirtschaft kann Experten zufolge 60 Prozent des Milch- und Gemüsebedarfs selbst decken. Böse Zungen hatten behauptet, für die älteren Russen seien die Folgen der Sanktionen nichts Neues. Nahrungsmittelengpässe und ein starker Militärapparat seien vielen noch in guter Erinnerung. Während die großen multinationalen Konzerne den Einschnitt im Geschäft mit Russland wegstecken können, stellt sich für den betroffenen Mittelstand in Deutschland natürlich die Frage, welche Auswirkungen die Sanktionen für ihn haben. Ein Vergleich des russischen Aktienindex RTS und der westlichen Indizes Mitte August 2014 suggeriert, dass die russische Wirtschaft von den Sanktionen profitiert, während die westlichen Aktiengesellschaften stärker darunter leiden.
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Was bedeuten die Sanktionen für Anleger?
Anleger, die so mutig waren und in russischen Aktien, gerade in Energiewerte, investierten, haben nach der Korrektur wieder Anlass zur Hoffnung. Ein Anstieg des RTS um fast zehn Prozent bedeutet jedoch noch nicht, dass zumindest am russischen Kapitalmarkt Ruhe eingekehrt ist. Auch wenn die russischen Staatsanleihen über Ausgabekurs notieren, zeigt ein Blick auf die Renditen, dass die alte Weisheit, der Zins preise das Risiko mit ein, immer noch Gültigkeit besitzt. Das Delta zwischen den Nominalzinsen russischer Papiere und deutscher oder US-Anleihen belegt diesen Sachverhalt deutlich. Anleger, die kurzfristige Chancen im russischen Markt sehen, können diese über den CFD-Handel mit russischen Aktien oder im Forex mit Einsätzen auf den Rubel nutzen. Dazu ist jedoch ein Handelskonto bei einem darauf spezialisierten Broker, beispielsweise ig.com/de, notwendig. Für den Mittelstand zählen zunächst aber weniger die möglichen Erfolgsaussichten beim Traden mit Aktien oder die Renditen russischer Staatsanleihen, sondern viel mehr die Optionen, welche sich bieten, um Umsatzrückgänge aus den Sanktionen zu kompensieren. Immerhin hat sich Russland als einer der wichtigsten deutschen Handelspartner etabliert. Dies gilt nicht nur für die Automobilindustrie oder im Gegenzug für das Energiegeschäft. Gerade der Bereich Lebensmittellieferung betrifft zahlreiche mittelständische Unternehmen, welche diesen Absatzmarkt in ihren Fokus gestellt haben. Auch wenn sich die Sanktionen bislang nur auf Spitzentechnologie und Rüstungsgüter sowie den Kapitalmarkt beziehen, bleibt es für den Mittelstand zu befürchten, dass sich das Lebensmittelembargo für europäische Produkte massiv auch auf deutsche Hersteller auswirkt. Die Stabilität, welche der russische Kapitalmarkt aktuell vorgeblich widerspiegelt, könnte sich als Potemkinsches Dorf herausstellen.