Eine von der EU-Kommission geplante
Streichung deutscher Übersetzerstellen empört den Bundestag. Der
Vorsitzende des Europaausschusses, Gunther Krichbaum (CDU), nannte
die Pläne gegenüber der „Saarbrücker Zeitung“ (Sonnabendausgabe)
„unverschämt“. Er erinnerte daran, dass der Bundestag erst im Sommer
gefordert hatte, die deutschen Übersetzerleistungen mittelfristig
deutlich zu steigern. „Es ist eine Respektlosigkeit gegenüber einem
nationalen Parlament, wenn die Kommission mitten in laufenden
Verhandlungen jetzt genau gegenteilige Fakten schafft“, sagte
Krichbaum. Laut dem neuesten Bericht des Brüsseler Verbindungsbüros
des Bundestages, der der „Saarbrücker Zeitung“ vorliegt, will die
Kommission im Zuge allgemeiner Personaleinsparungen in den nächsten
fünf Jahren 22 der insgesamt 110 Übersetzerstellen in der deutschen
Abteilung der Generaldirektion abbauen. Die bisher etwa gleich große
englische Abteilung soll hingegen um 14 Stellen verstärkt werden. Der
Abbau bei den deutschen Übersetzern geht mit einem Minus von 20
Prozent weit über die allgemeine Vorgabe von Minus fünf Prozent in
allen Bereichen hinaus. Schon seit Jahren sind fehlende
Deutsch-Übersetzungen im Bundestag ein Ärgernis. Deutsch ist neben
Englisch und Französisch offiziell eine der drei Verfahrenssprachen
der EU. Das bedeutet, dass alle Vorlagen in diese drei Sprachen
übersetzt werden müssen. „Dies wurde jedoch in den letzten Jahren
immer weniger gewährleistet und könnte mit der angestrebten Kürzung
noch fraglicher werden“, heißt es in dem Vermerk des Brüsseler
Verbindungsbüros des Bundestages. Auch Parlamentspräsident Norbert
Lammert (CDU) hatte am Dienstag in der Unions-Fraktionssitzung gegen
die Kürzungen protestiert und nach Informationen der „Saarbrücker
Zeitung“ Kanzlerin Angela Merkel gebeten, das Thema in Brüssel noch
einmal selbst vorzubringen.
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