Saarbrücker Zeitung: DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert fordert nach Atombeschluss Stopp des Baus von Kohlekraftwerken – Preise werden nicht sinken

Die DIW-Expertin Claudia Kemfert hat
den Atomkompromiss der Bundesregierung zurückhaltend beurteilt.
Entscheidend sei nun, ob der Anteil des Kohlestroms in den nächsten
zehn Jahren deutlich vermindert werde. „Teil des Energiekonzeptes
muss es sein, dass der Neubau von Kohlekraftwerken nicht mehr
genehmigt wird. Sonst ist das Ziel, bis 2050 rund 80 Prozent des
Stroms aus erneuerbaren Energien zu gewinnen, bei gleichzeitiger
Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke nicht zu erreichen“, sagte
die Leiterin der DIW-Abteilung Energie der „Saarbrücker Zeitung“
(Dienstagausgabe). Dass die Atomkonzerne insgesamt rund 30 Milliarden
Euro ihrer Zusatzgewinne abführen sollen, ist nach Auffassung von
Kemfert „angemessen“. Sie rechne damit, dass die Laufzeitverlängerung
den Stromerzeugern insgesamt rund 60 Milliarden Euro bringe. Wichtig
sei, dass aus dem vorgesehenen Fonds der Ausbau der Infrastruktur für
die erneuerbaren Energien bezahlt werde. „Hier gibt es einen großen
Investitionsstau“. Laut Kemfert können die Endverbraucher wegen der
Laufzeitverlängerung nicht mit sinkenden Strompreisen rechnen. Schon
bisher hätten die Oligopole billigen Atomstrom produziert und die
Gewinnmargen nicht an die Verbraucher weitergegeben. Zudem rechne sie
wegen der anziehenden Konjunktur und der Investitionen in den Umbau
der Stromversorgung mit steigenden Preisen. „Das wird man sich bei
den Endkunden wiederholen“, sagte Kemfert.

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