Die Gewerkschaft der Lokomotivführer
(GDL) droht in der Auseinandersetzung um den so genannten
Demografie-Tarifvertrag mit Streiks im Januar bei der Bahn. Der
Vorsitzende der 34.000 Beschäftigte zählenden Organisation, Claus
Weselsky, sagte der Saarbrücker Zeitung (Donnerstagausgabe): „Wir
sind bereit für einen Arbeitskampf“. Am 15. Januar laufe die
Friedensfrist ab. Er rechne nicht mit einem neuen Angebot der
Arbeitgeberseite. „Danach werden wir nicht mehr nur trommeln für
unsere Forderungen, sondern auch pfeifen.“ Während die dem DGB
angehörende EVG den Demografietarifvertrag bereits unterschrieben
hat, fordert die zum Deutschen Beamtenbund zählende GDL laut Weselsky
von der Deutschen Bahn AG den Abschluss eine
Lizenzverlustversicherung für alle Lokomotivführer. „Wer zum Beispiel
durch einen Selbstmord auf den Gleisen traumatisiert ist und nicht
mehr fahren kann, muss geschützt sein.“ Außerdem will die GDL
erreichen, dass Lokomotivführer nicht mehr in andere Regionen
versetzt werden, sondern ihnen ein Arbeitsplatz nahe ihrem Wohnort
angeboten wird. Scharf kritisierte Weselsky überdies in dem Interview
das Vorhaben der Großen Koalition, ein Gesetz zur Tarifeinheit zu
beschließen. Danach soll in einen Betrieb jeweils der von der größten
Gewerkschaft ausgehandelte Tarifvertrag gelten; Spartengewerkschaften
wären kaum noch attraktiv. Das stelle die Existenz seiner
Gewerkschaft in Frage, sagte Weselsky. Spartengewerkschaften wie die
GDL hätten einen Organisationsgrad von 80 Prozent und mehr. Die
Koalition folge mit ihrem Vorhaben dem Interesse der Arbeitgeber, die
möglichst schwache Gewerkschaften in ihren Unternehmen haben wollten.
„Das ist ein lobbyistischer Ansatz, dem die Koalition hier folgt. Ich
wundere mich über die SPD“, sagte Weselsky.
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