Saarbrücker Zeitung: Immer mehr Darlehen für Hartz-IV-Empfänger – Linke und Grüne kritisieren Regelsatz als zu niedrig

Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger, die auf ein
Darlehen der Jobcenter angewiesen sind, um größere Anschaffungen für
ihren Lebensunterhalt wie etwa eine Waschmaschine oder einen
Kühlschank zu finanzieren, hat nach einem Bericht der „Saarbrücker
Zeitung“ (Montag-Ausgabe) in den letzten fünf Jahren deutlich
zugenommen.

2007 wurde im Jahresdurchschnitt 12.873 Bedürftigen pro Monat ein
Darlehensanspruch gewährt. 2012 waren es bereits im Schnitt 16.833
Fälle pro Monat, schreibt das Blatt unter Berufung auf aktuelle Daten
der Bundesagentur für Arbeit (BA). Der durchschnittlich beanspruchte
Darlehensbetrag sei im gleichen Zeitraum ebenfalls deutlich
gestiegen. 2007 waren es 216 Euro. 2012 wurden 298 Euro ausbezahlt.

Eine Sprecherin der BA verwies darauf, dass die Hilfebedürftigen
einen „unabweisbaren Bedarf“ nachweisen müssten, um einen Kredit des
Jobcenters zu erhalten. Für die Rückzahlung bekämen die
Darlehensnehmer monatlich zehn Prozent von der Hartz-IV-Regelleistung
abgezogen, bis der Kredit getilgt sei.

Nach Einschätzung der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der
Linken, Sabine Zimmermann, belegen die BA-Daten, „dass die Höhe der
Hartz-IV-Regelsätze nicht ausreicht, um die Grundsicherung des
Lebensunterhalts gewähren“. Bei den kreditfinanzierten Anschaffungen
gehe es nicht um Luxusgüter, sondern um „die wichtigsten Dinge zum
Überleben“. Auch die Arbeitsmarktexpertin der Grünen, Brigitte
Pothmer, sieht in den Zahlen einen „eindeutigen Hinweis darauf, dass
der Regelsatz zu gering ist“. Er müsse so bemessen sein, um auch
größere Anschaffungen zu bezahlen, meinte Pothmer. Der Regelsatz für
einen Ein-Personen-Haushalt liegt gegenwärtig bei 382 Euro im Monat.

Pressekontakt:
Saarbrücker Zeitung
Büro Berlin

Telefon: 030/226 20 230

Weitere Informationen unter:
http://