Der Negativtrend in den Umfragen wird für die
Grünen nach Einschätzung des Mainzer Parteienforschers Jürgen Falter
bis zur Bundestagswahl nicht mehr zu reparieren sein. „Was sollte es
in den letzten zehn Tagen bis zur Wahl noch geben, mit dem die Grünen
wirklich durchdringen? Die eine oder andere Forderung zu schleifen,
wäre völlig unglaubwürdig. Ihr Beharren darauf verstärkt aber eher
noch den gegenwärtigen Effekt“, sagte Falter der „Saarbrücker
Zeitung“ (Freitag-Ausgabe). Er sehe bei den Grünen auch „keinen
Joschka Fischer mehr, der so Wahlkämpfe führen kann wie er es
konnte“, so Falter weiter.
Nach seiner Ansicht war es ein „Fehler, dass die Grünen ihre
Kernbotschaft, also den ökologischen Umbau der Gesellschaft, in den
Hintergrund gestellt haben zugunsten eines auf
Verteilungsgerechtigkeit orientierten Wahlkampfes“. Bei vielen
Menschen habe es gedauert, bis sie die grünen Forderungen nach
Steuer- und Abgabenerhöhungen „in ihrer ganzen Tragweite“ begriffen
hätten. „Sie trifft nämlich durchaus auch grüne Anhänger.“
Als Beispiel nannte Falter ein Ehepaar, wo der Mann als
Oberstudienrat arbeite und die Frau halbtags als Studienrätin. Dieses
Paar sei nach den grünen Plänen von einem Abschmelzen des
Ehegattensplittings negativ betroffen, aber auch von einer höheren
Einkommensteuer und von der Bürgerversicherung. „Die Grünen haben
einfach unterschätzt, dass manche sie eben doch nicht nur aus
idealistischen Gründen wählen“, erklärte Falter.
Pressekontakt:
Saarbrücker Zeitung
Büro Berlin
Telefon: 030/226 20 230
Weitere Informationen unter:
http://