Schwäbische Zeitung: Ahmadinedschad ist das Problem – Leitartikel

Ein nuklear bewaffneter Iran in seiner
gegenwärtigen Verfassung wäre ein Albtraum. Da dürften sich die
meisten Staatenlenker einig sein. Ungeklärt ist jedoch die Frage, ob
sich eine iranische Atombombe noch verhindern lässt. Verzögern ist
möglich. Das weiß man. Zuletzt störten Cyperattacken die
Atommaschinerie. Vielleicht waren es die Israelis, vielleicht die
USA. Beide Mächte haben ein besonderes Interesse, den Iran zu
stoppen. Israel geht es ums Überleben. Die USA wollen den jüdischen
Staat und die fragile Nahost-Stabilität schützen. Iranische
Atomwaffen können beide wohl aber nur durch einen Krieg in Nichts
auflösen – zumindest so lange der militante Präsident Ahmadinedschad
und seine Clique herrschen.

Sanktionen und Gespräche haben bisher wenig bewegt. Kaum
erstaunlich, da Ahmadinedschad offenbar verinnerlicht hat, dass erst
eine Atombombe sein Reich unangreifbar macht. Siehe Nordkorea. Und
wie einst Kim Jong-il glaubt auch er, vom Volk Opfer für das große
Ziel verlangen zu können. Zugleich kennt der Präsident seine
Vorteile. Der Iran ist nicht nur selber Öllieferant. Er vermag auch
Exporte anderer Länder zu sabotieren. Nichts anderes führt Teheran in
der Straße von Hormus vor. Das Manöver gilt als Reaktion auf die
verschärften US-Sanktionen. Eine kriegerische Eskalation kann jedoch
keiner wollen. Sie würde die Region explodieren lassen. Der Ölpreis
stiege ins Unermessliche, die Weltwirtschaft wäre stark geschädigt.

Bitter, aber wahr: Ahmadinedschad hat einen strategischen Vorteil,
weil seine Gegner bei einem Krieg äußert viel riskieren würden.
Womöglich wäre ihm aber sowieso besser beizukommen, wenn die USA und
ihre Partner auf das alte Konzept „Wandel durch Annährung“
zurückgreifen würden. Ganz so sicher sitzt der Präsident nämlich
nicht im Sattel. Teilen der Geistlichkeit ist sein Kurs zu schroff.
Die städtische Jugend hat bereits mehrmals heftigst gegen ihn
protestiert. Ohne Ahmadinedschad könnte der Iran freundlicher
aussehen – selbst wenn man die Atomrüstung akzeptieren müsste.

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