Schwäbische Zeitung: Banken werden weichgeklopft – Kommentar

Bisher ist es nur ein Anfangsverdacht, und die
EU-Kommission versicherte selbst, Durchsuchungen seien noch kein
Beleg für Schuld. Wahre Worte.

Es geht bei dem Verdacht, Banken hätten Zinssätze manipuliert und
deshalb seien sie durchsucht worden, nicht um Kleinigkeiten. Denn wer
den Euribor manipuliert, manipuliert einen zentralen Zinssatz. Es ist
nicht nur der Preis für das Geld, das sich Banken untereinander für
den Zeitraum von einer Woche bis zu einem Jahr leihen. Weil sich
andere Vereinbarungen, Verträge und Märkte nach diesem Zinssatz
richten, strahlt er aus – etwa auf die Verzinsung von Sparguthaben
und auf das Schuldenmanagement von Unternehmen, die bei der Aufnahme
ihrer Kredite auch auf den Euribor schauen.

Die Fakten: Rund 50 Großbanken kommen täglich zusammen, um den
Zins auszuhandeln. Wären es nur drei, wären Absprachen viel leichter.
Nicht alle Abteilungen in den Banken verfolgen zudem die gleichen
Interessen: Manche verdienen an hohen, manche an niedrigen Zinsen.
Das erschwert Absprachen abermals.

Und deshalb erscheint ein weiterer Anfangsverdacht plausibel:
Regierungen wollen Banken weichklopfen. Denn die Märkte zwingen
derzeit Regierungen, mit der Schuldenmacherei aufzuhören. Die Zinsen
für größere Risiken bei Staatsanleihen steigen. Da lohnt es sich,
Fahnder loszuschicken, um Banken gefügig zu machen. Wir wollen genau
wissen, was sie gefunden haben.

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