Es seien Einzeltäter, sagt die Polizei.
Einzelne, die eine ganze Nation in Trauer stürzen. So geschehen
Anfang Januar bei den Anschlägen auf die Redaktion von „Charlie
Hebdo“ in Paris, am Wochenende in einem Kopenhagener Kulturcafé und
in einer Synagoge der dänischen Hauptstadt. Wie geht eine Nation
neben der Trauer und dem Entsetzen über das Geschehen mit der Angst
um? Mit der Furcht vor jenen, die unsere Gesellschaft im öffentlichen
Raum angreifen? Theoretisch könnte es jeden von uns treffen, ob in
Kopenhagen oder in Südwestdeutschland.
Dass der Braunschweiger Karnevalsumzug wegen einer vagen Drohung
abgesagt wurde, zeigt, was uns bevorsteht, wenn wir nicht wachsam
sind. Die Braunschweiger Absage erinnert an das vor Wochen von der
Polizei in Dresden verhängte Demonstrationsverbot. Damals war eine
Drohung gegen den damaligen Pegida-Chef im Internet aufgetaucht.
In Behörden sitzen Menschen, und die können überreagieren. Dabei
sollen Polizei und Geheimdienste Schaden von Deutschland und den hier
lebenden Menschen abwenden. Mit Bedacht sollen sie die abstrakte
Bedrohung abwägen gegen die Beschränkung unserer persönlichen
Freiheiten. Schaden abzuwenden heißt auch, jedweder Hysterie
entgegenzuwirken. Wer lieber beständig verbietet, weil ja –
theoretisch – etwas passieren könnte, schadet dieser Gesellschaft.
Wohin Hysterie in einer Bedrohungslage führen kann, hat die
Bundesrepublik in den 1970er- und 1980er-Jahren erlebt, als
RAF-Terroristen Politiker und Industrielle entführten und mordeten.
Der Staat hielt damals viele Bürger unter Generalverdacht, Misstrauen
herrschte allerorten. Nie wieder sollte unsere heute offene
Gesellschaft solche Momente der Furcht erleben müssen. Wenn Hysterie
und Angst uns beherrschen, wird die Verunsicherung zu einer Bedrohung
unserer Freiheit.
Auch darum werden wir weiter ins Fußballstadion gehen und auf
Marktplätzen in der Sonne sitzend Bier trinken. Auch darum wird heute
im Südwesten Rosenmontag gefeiert. Und das ist auch gut so!
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