Schwäbische Zeitung: Bildungspolitik ist Familienpolitik – Kommentar

Die Diagnose steht seit Langem fest. In
Deutschland entscheidet die Herkunft mehr über die Bildungschancen
von Kindern als in vielen anderen Ländern. Die Therapie aber lässt
weiter auf sich warten. Wenn der Staat Defizite korrigieren muss und
will, dann muss er Eltern bei der Kinderbetreuung und Erziehung mehr
unterstützen, um Bildungsdefizite auszugleichen.

Das allgemeine Anforderungsniveau in den Schulen halten die
meisten Eltern für hoch genug. Sie wünschen sich aber eine gezieltere
Förderung ihrer Kinder nach deren Begabungen sowie spezielle
Förderkurse für benachteiligte Kinder. Das ist wichtig, denn niemand
kann sich leisten, Talente zu vergeuden. Bislang ist in Deutschland,
auch historisch bedingt, eine besonders starke Rolle der Eltern
festgeschrieben. Eltern müssen jedoch mehr als bisher mit
Bildungseinrichtungen kooperieren. Die Kunst einer guten Politik wird
es sein – ohne die Eltern zu schwächen -, mehr in die gute Bildung
ihrer Kinder zu stecken, deren Zukunft zu sichern. Eine sinnvolle und
nachhaltige Familienpolitik besteht weniger aus Ehegattensplitting
und Betreuungsgeld als aus einer guten Bildungspolitik.

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