Die Großstädte sind nicht das Problem der CDU,
es ist die Partei selbst. Die CDU weiß nicht, in welche Richtung sie
sich entwickeln soll: zurück zu den Wurzeln oder vorwärts in die
Zukunft. Die konservativen Kreise in der Partei verlangen ein
schärferes traditionelles Profil. Sie wollen die Stammwählerschaft
wieder stärker binden und sind gegen eine Frauen-Quote in Partei und
in Wirtschaft. Sie halten auch wenig von der Gleichbehandlung
eingetragener Lebenspartnerschaften mit der Ehe. Mit diesen Aussagen
verschrecken sie allerdings Menschen aus der Großstadt, junge Wähler
und Frauen, die zwar konservativ sein mögen, aber nach einer Politik
verlangen, die ihrer Lebenswirklichkeit entspricht. Auf der anderen
Seite gibt es Strömungen in der Union, die ihre Partei gerade für die
jüngere Generation und beispielsweise für Migranten attraktiv machen
wollen. Sie wollen das traditionelle Profil ihrer Partei
weiterentwickeln und sprechen sich beispielsweise für das
Ehegatten-Splitting bei eingetragenen Partnerschaften von
Homosexuellen aus, wie der baden-württembergische Landesvorsitzende
Thomas Strobl. Der Wähler nimmt somit eine Partei wahr, die uneins
ist. Die Jungen fühlen sich von der CDU nicht verstanden, die älteren
Menschen aber auch nicht mehr. Bei den Wahlen in Stuttgart und
Karlsruhe haben sich die Kreisverbände zudem als zerstrittene Haufen
präsentiert. Das hilft nicht, das Vertrauen der Wähler zu gewinnen.
Die CDU muss sich endlich entscheiden, wofür sie steht. Sie muss dem
Wähler ein eindeutiges Angebot machen. Ihr Dilemma erinnert dabei
stark an das der katholischen Kirche, die sich ebenfalls schwer mit
einer Erneuerung tut. Doch für die CDU gilt: Die Wahldebakel in den
Großstädten sind nur der Anfang. Auch der ländliche Raum entwickelt
sich weiter. In Baden-Württemberg haben die Grünen bei der
Landtagswahl 2011 schon starke Ergebnisse in Oberschwaben geholt. Wer
konservativ ist, wählt nicht mehr automatisch schwarz. Für die CDU
wird es 2013 auch auf dem Land eng.
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