Schwäbische Zeitung: Christen schützen

Lange Zeit galt Lahore als der liberalste Ort
in Pakistan. Die Universitätsstadt war auch ein Zentrum der bildenden
Kunst, eine Oase, in der sich Minderheiten einigermaßen sicher
fühlten. Jetzt haben die Taliban 70 Personen in Lahore getötet,
darunter viele Frauen und Kinder, die Ostern feierten.

Das Schicksal verfolgter Christen in muslimischen oder
atheistischen Staaten hat viele in Europa lange wenig gekümmert.
Verfolgte Christen im Südsudan, in den Untergrund gedrängte Christen
in China, christliche Minderheiten in Iran empfand man hierzulande
ein bisschen wie die ungeliebte Verwandtschaft: Man glaubt an
Gleiches, fühlt sich irgendwie verbunden, kann aber nicht viel
miteinander anfangen.

Dabei macht die weitgehende Gleichgültigkeit Europas gegenüber dem
Schicksal christlicher Minderheiten ebendieses Europa schwach, weil
es so seine christlichen Grundlagen und Werte verleugnet. Fast
scheint es, als würde man sich genieren für die Glaubensbrüder, die
vielleicht Araber sind, braun ausschauen und so ganz anders sind als
der mitteleuropäische Kirchgänger.

Dass der Einsatz für Christen offenbar so schwerfällt, mag auch
daran liegen, dass sich lange mehrheitlich christliche Dogmatiker um
die verfolgten Glaubensbrüder in Ägypten oder Malaysia kümmerten. Ihr
Engagement ging manchmal einher mit anti-islamischer Propaganda.
Viele Kämpfer für die Sache interessierten sich weniger für die
Herkunft, sondern nur für das Christsein. Schon zu friedlicheren
Zeiten fühlten sich Christen in Syrien, aber auch in Pakistan von der
Politik und von den Kirchen in Europa alleingelassen.

Dabei ist es europäische Pflicht, besonderen Schutz für Christen
aus dem Irak, aus Syrien, Iran oder eben Pakistan einzufordern und zu
organisieren. Deutsche Pflicht ist es allemal, wo Christen in
Asylbewerberunterkünften über Drangsalierungen klagen. Denn ganz
gleich, wie verweltlicht und von außen beeinflusst die deutsche
Gesellschaft heute auch sein mag – sie fußt auf einem christlichen
Weltverständnis.

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