Unsere Sicherheit scheint sich in den letzten
Jahren irgendwie von selbst geregelt zu haben. Die Nato war zwar für
unseren Schutz da. Aber dass es sie gibt, haben wir nur mitgekriegt,
wenn es in Afghanistan oder in Libyen zur Sache ging. Wechselnde
Nato-Generalsekretäre sprachen zwar über die Notwendigkeit, sich
gegen Cyber-Attacken zu schützen oder den Mittelmeerraum besser zu
überwachen. Aber das wirkte manchmal, als suchten die Generäle in
Brüssel nach Begründungen für ihre kostspieligen Projekte. In
Deutschland beschützte uns irgendwie die Bundeswehr. Doch spätestens
seit der Abschaffung der allgemeinen Wehrpflicht, nahmen viele die
deutsche Armee dann wahr, wenn Kasernen geschlossen wurden, wenn
Hochwasser an der Elbe war oder wenn die Traumata deutscher Soldaten
vom Hindukusch mal wieder in einem „Tatort“ vorkamen.
Dass unsere Sicherheit nicht selbstverständlich ist, bringt uns
gerade Russland bei. Die Mechanismen zur Friedenswahrung in Europa
funktionieren seit einigen Wochen nicht mehr so, wie wir dachten. Die
Nato wirkt auf einmal so notwendig wie lange nicht mehr. Ihr
Generalsekretär Rasmussen fordert Aufrüstung. Die Empörung, die darob
in Berlin laut wird, von der Linken bis zur Verteidigungsministerin,
wirkt gekünstelt. Natürlich braucht es in allererster Linie das
Gespräch und die Diplomatie, um einen Konflikt zu lösen. Nur scheint
Ursula von der Leyen noch nicht verinnerlicht zu haben, dass zur
Verteidigung neben dem Gespräch auch eine entsprechende Drohkulisse
gehören muss.
Das Verhalten von Wladimir Putin beunruhigt unsere Nato-Partner im
Osten. Die baltischen Staaten fürchten sich, allen voran aber die
Polen mit ihren fürchterlichen Erfahrungen mit den Deutschen und den
Russen.
Dass wir Deutsche lieber abrüsten, anstatt immer mehr Waffen zu
kaufen, ist ehrenhaft. Aber die Diskussion darüber, wie viel mehr
Waffen es brauchen könnte, scheint notwendiger, als man in Berlin
wahrzunehmen bereit ist.
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