Schwäbische Zeitung: Der meint es ernst – Kommentar

Er hat sein vatikanisches Nummernschild
mitgebracht und es in Brasilien an einen Fiat aus heimischer
Produktion schrauben lassen. Eine Geste. Eine von vielen ähnlichen.
Aber nach wenigen Monaten des Pontifikats von Papst Franziskus drängt
sich der Eindruck auf: Der meint es ernst. Der wählt seine Gesten
nicht, um billigen Applaus zu ernten. Dem sind sie ein inneres
Bedürfnis, weil sie zu dem passen, was er – ebenfalls aus tiefstem
Inneren – sagt und verkündet und predigt. Franziskus will seine
Kirche an der Seite der Armen, der Benachteiligten, der Ohnmächtigen
sehen. „Niemand kann gegenüber den Ungleichheiten, die weiterhin in
der Welt bestehen, gefühllos bleiben“, hat er am Donnerstag beim
Besuch in einer Armensiedlung gesagt. Das ist Feststellung, Forderung
und Programm in einem.

Es war und ist – nebenbei bemerkt – auch das Programm des
Vorgängers. Benedikt XVI. hat es in seine eigenen Worten gefasst,
leiser vielleicht, aber die Adressaten waren dieselben. Nicht nur die
Mächtigen und Reichen der Welt, sondern auch die eigene Kirche.
Entweltlichung hat ihr Benedikt empfohlen, und wer bisher gerätselt
hatte, was gemeint sein könnte, dem sagt Franziskus in schlichter
Klarheit, er wolle keine Priester in schönen neuen Autos rumfahren
sehen. Beispielsweise.

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