Eine Familiensynode, auf der allzu hohe
Erwartungen lasteten, ist zu Ende gegangen. Die sogenannten
Fortschrittlichen – in Deutschland ist das die Bewegung „Wir sind
Kirche“ – hatten sich von der Synode erhofft, dass die katholische
Kirche rundum etwas evangelischer werden solle. Vor allem die
Pastoral wiederverheirateter Katholiken sollte den Zeitläuften
angepasst werden. Auf der anderen Seite gibt es starke konservative
Kräfte, die in jeder Art von Nachgiebigkeit ein Fundament ihrer
Kirche bedroht sehen. Jetzt werden beide ein wenig enttäuscht sein.
Beide werden auch ein wenig erfreut sein, weil das Abschlusspapier
Spielräume lässt. Der Papst hat das Wort.
Natürlich hängt das Rumoren mit der Person dieses eigenartigen
Heiligen Vaters aus Argentinien zusammen. Papst Franziskus ist den
Erneuerern eine große Hoffnung, konservativen Katholiken ist er
suspekt. Verwirrend sind ihnen die Signale, die dieser „Spontifex
Maximus“ bisher ausgesendet hat. Das geht bis in höchste
Kirchenkreise. Ein zerstritteneres Kardinals- und Bischofskollegium,
eine irritiertere Kurie in Rom at es wohl noch nie gegeben.
Das ist ein Irrtum. Dieser 2000Jahre alte Tanker – „die eine
heilige katholische Kirche“ – war schon oft in schwerer See
unterwegs. Untergegangen ist er nie, trotz bisweilen schlechter
Steuermänner, trotz Streits um den rechten Kurs. So ein Streit wird
auch derzeit ausgefochten. Aber das Problem sieht aus europäischer
Sicht anders aus als aus afrikanischer oder aus lateinamerikanischer
oder aus asiatischer Sicht. Zugespitzt: Weshalb sollte „Wir sind
Kirche“ den Afrikanern vorgeben, welchen familienpolitischen Kurs sie
zu fahren haben? Das wäre eine Art Religionskolonialismus. Franziskus
hat angedeutet, dass er eine dezentrale Kirche wünscht. Das ist gut.
Gut ist auch, dass alle deutschsprachigen Synoden-Teilnehmer dasselbe
Dokument unterzeichnet haben.
Als sicher darf gelten: Dieser Papst wird katholisch bleiben. Die
Hoffnungen der einen und die Befürchtungen der anderen Seite werden
unerfüllt bleiben.
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