Schwäbische Zeitung: Der Preis des freien Netzes – Kommentar

Die Netzgemeinde lässt ihre Muskeln spielen. Mit
dem erfolgreichen Kampf gegen das Acta-Abkommen ist es
Netz-Aktivisten erneut gelungen, ihren Protest gegen Einschränkungen
der Internet-Freiheit aus der virtuellen in die reale Welt zu
transportieren.

Vor drei Jahren galt der Zorn Ursula von der Leyen. Die damalige
Familienministerin plante, im Kampf gegen Kinderpornographie einzelne
Webseiten zu sperren – und scheiterte. Als „Zensursula“ wurde sie zum
Hauptgegner jener, die sich ein Internet frei von jedem staatlichen
Einfluss erträumen. Nun wurde das Acta-Abkommen ad acta gelegt, was
als Erfolg bürgerlicher Freiheiten gefeiert wird.

Das mag ja so sein. Nur: Von den Jubelnden hört man nicht, wie
denn – wenn nicht so – Urheberrechte im Internet geschützt werden
sollen. Die radikalsten Aktivisten stellen sie ohnehin komplett
infrage. Doch ohne den Schutz geistigen Eigentums ist jeder
schöpferische Prozess gefährdet, von der Medizinforschung bis zur
Komposition von Musik.

Für Idealisten, die sich als hehre Vorkämpfer gegen einen
vermeintlich zensurlüsternen Staat sehen, ist das freilich ein
nachgeordnetes Problem.

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