Schwäbische Zeitung: Der veruntreute Schatz

Heribert Schwan sieht sich selbst als Hüter des
Schatzes. Doch Helmut Kohl hat recht bekommen. Was vertraulich ist,
sollte vertraulich bleiben. Doch dafür ist es zu spät. Die Zitate
sind in aller Welt verbreitet und können nicht mehr zurückgeholt
werden. Es bleibt aber die Mahnung zu mehr Sorgfalt. Immer wieder
äußern sich Politiker gegenüber Journalisten auch einmal vertraulich,
in fast jedem Interview ist es üblich, dass sie nachher noch Passagen
glätten. Das ist traurig für die Leser, denen mitunter das
Spannendste vorenthalten wird, aber verständlich. Wer in erster Wut
etwas sagt, will damit nicht 20 Jahre später noch zitiert werden. Wer
600 Seiten auf Tonband spricht, wie Helmut Kohl, muss das Recht
haben, nachher selbst zu entscheiden, was die Nachwelt wissen sollte.
Dass Heribert Schwan diese Vertraulichkeit brach und nach eigenem
Dafürhalten Passagen zitierte, ist ein Vertrauensbruch. Der schadet
jenen Journalisten und Historikern, die auf persönliche
Einschätzungen angewiesen sind, um Ereignisse einzuordnen, ihre
Gesprächspartner aber nicht ausliefern.

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