Es wäre ein Einschnitt in die eigentlich
versprochene Freizügigkeit für anerkannte Flüchtlinge. Eine
Wohnsitzauflage (die im Übrigen etwas anderes ist als eine
Residenzpflicht) stellt sich der bisherigen Idee entgegen, dass die
Flüchtlinge selbst das beste Umfeld für den Start in ein neues Leben
finden.
Natürlich ist es zunächst einmal gut, an einem neuen Ort
Vertrautes wiederzufinden. Deshalb zieht es viele Migranten in große
Städte, in denen bereits zahlreiche Menschen aus ihren Heimatländern
leben. Doch wächst damit auch die Gefahr, dass sich auf diese Weise
größere Gruppen bilden, die die Kommunen überfordern und die
Integration unmöglich machen. Wem das zu theoretisch ist, kann die
realen Auswirkungen in Mannheims Neckarstadt besichtigen: In vielen
Straßenzügen bleiben die Minderheiten unter sich. Und das oft ohne
Aussicht, in der neuen Heimat Arbeit zu finden und heimisch zu
werden.
Der ländliche Raum – vor allem im Südwesten – hingegen kann mit
Integrationsvorteilen punkten, die sich dem Zuwanderer zunächst oft
nicht erschließen: Weitgehend funktionierende Sozialstrukturen mit
schnellem Anschluss ans bestehende gesellschaftliche Leben; oft
bessere Möglichkeiten auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt. Eine
Wohnsitzauflage kann diese Chancen aufzeigen, auch wenn sie kein
Allheilmittel ist.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de