Wenn man in den Begleitumständen des Massakers
von Kairo noch einen Schimmer Hoffnung entdecken wollte, dann wäre es
dieser: Unter den koptischen Demonstranten waren auch Muslime, die
sich für die Rechte ihrer christlichen Mitbürger eingesetzt haben.
Dass daraus allerdings eine massenhafte Solidaritätsbewegung mit
einer der ältesten christlichen Gemeinschaften erwachsen könnte, das
scheint nahezu ausgeschlossen. Nein, die Perspektiven für die
koptische Minderheit in Ägypten sind tieftraurig. Mit dem Sturz des
autoritären Herrschers Mubarak ist leider auch eine Furie
freigeworden, die der alte Despot einigermaßen gebändigt hatte. Das
ist der islamistische Mob. Und auf wessen Seite die neue Staatsgewalt
– einschließlich des Fernsehens – steht, das ist am Sonntag in
erschreckender Weise klar geworden.
Den Christen in Ägypten droht ein ähnliches Schicksal wie ihren
Glaubensbrüdern im Irak: Verfolgung, Ermordung, Vertreibung. Dass es
in kaum einem islamischen Land der Erde echte Religionsfreiheit gibt,
ist eine banale Tatsache – und als solche wird sie in der westlichen
Welt betrachtet und fast stillschweigend hingenommen. Ein permanenter
Skandal wird somit toleriert. Nur wenige Politiker – in Deutschland
wäre Unionsfraktionschef Volker Kauder zu nennen – erheben laut und
in deutlichen Worten ihre Stimme dagegen. Ansonsten regiert von Fall
zu Fall pflichtgemäßes Betroffenheitsgedusel.
Mit der sogenannten Arabellion waren und sind große Hoffnungen
verbunden – viele dürften von vornherein überzogen gewesen sein. Das
Schicksal der christlichen Minderheiten, vor allem in Ägypten, ist
aber ein Testfall für die Ernsthaftigkeit demokratischer Erneuerung
im eigentlichen Sinn. Und es ist ein Testfall für das Vermögen oder
Unvermögen der westlichen Welt, angemessen zu reagieren. Als wiederum
banale Tatsache bleibt festzuhalten: Wenn Christenverfolgung Teil des
ägyptischen Neubeginns ist, dann kann daraus nichts Gutes erwachsen.
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