Schwäbische Zeitung: Die Justiz schlägt zurück – Kommentar

Das Urteil ist ein starkes Signal: Italien hat
genug von dem schmierigen Politiker namens Berlusconi, der als
alternder Mann und Möchtegern-Playboy keine Peinlichkeit ausgelassen
hat. Der zudem als Regierungschef seine Macht missbraucht hat, um
Gesetze zu seinen Gunsten hinzubiegen. Jahrzehntelang hat Berlusconi
die italienische Justiz gefoppt. Jetzt schlägt sie zurück. Die
Mailänder Richter haben die Chance genutzt, Berlusconi – und dem
italienischen Volk – zu zeigen, dass die Mühlen der Justiz zwar
manchmal langsam mahlen, aber stetig. Freilich ist nicht zu erwarten,
dass der frühere Staatsmann je einsitzen wird – dafür werden seine
Anwälte sorgen. Aber das Urteil steht erstmal für sich.

Offensichtlich tut sich etwas im krisengeschüttelten Italien. Das
Land müht sich redlich, aus dem Sumpf herauszukommen, den Berlusconi
hinterlassen hat. Nicht erst seit der Eurokrise haftet Italien das
Image an, dass dort neben Zitronen vor allem Korruption und
Bestechung blühen und mafiöse Strukturen die Wirtschaft bestimmen.
Dass die Justiz solche Vergehen nicht länger ungeahndet lässt, ist
ein Zeichen, das europaweit für mehr Vertrauen in das Land sorgen
könnte. Italien braucht solche Signale, wenn es die Krise bewältigen
will.

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