Es ist ein Jammer mit dem Wetter. Wer mit
dieser Feststellung Unterschriften sammeln wollte, hätte derzeit
keine Probleme, die Listen zu füllen. Ein unterkühltes Frühjahr,
wenig Sonne, viel Regen mit Hochwasser: Wer da keinen Grund zum
Klagen findet, der muss mit stoischer Gelassenheit gesegnet sein.
Aber Verdruss über eingeschränkte Freizeitaktivitäten und echte
Sorgen sind doch zwei Paar Stiefel. Zu den Wirtschaftszweigen, welche
direkt oder indirekt von einer gedeihlichen Witterung abhängen,
zählen vor allem die Nahrungsmittelproduzenten, also die heimischen
Bauern. Für viele von ihnen schaut das Erntejahr 2013 trüb aus, für
manche katastrophal. Spargel- und Erdbeerbauern müssen mit
erheblichen Umsatzeinbußen rechnen, die Frühkartoffeln verfaulen
gerade auf den Feldern, die jungen Maispflanzen bieten ein
jämmerliches Bild, die Blütenhonigernte fällt weitgehend aus, das
Grünfutter kann von den durchnässten Wiesen nicht eingebracht werden.
Na und – könnte man anmerken: So war das doch schon immer in der
Landwirtschaft. Damit muss halt leben, wer einen Hof bewirtschaftet.
Es kommen auch wieder bessere Jahre. Der Gedanke ist richtig, aber er
ist nicht zu Ende gedacht. Die meisten Bauern führen heute – anders
als vor Jahrzehnten – spezialisierte Betriebe, in die sie viel Geld
investiert haben. Wer nur Erdbeeren anpflanzt, dem gerät ein
weitgehender Ernteausfall ganz schnell zur Existenzkrise. Landwirte,
die sich auf die Erzeugung von Biogas verlegt haben, mussten
ebenfalls viel Geld investieren. Eine schlechte Maisernte treibt
mindestens die Preise und kann diese Energieerzeuger in
wirtschaftliche Schieflage bringen. Die Beispiele ließen sich
fortsetzen.
Und die Verbraucher? Denen hätte noch im 19. Jahrhundert ein
Hungerjahr gedroht. Sie profitieren heute von der globalisierten
Landwirtschaft. Was hier nicht gedeiht, wächst anderswo. Und leicht
steigende Preise können sie verschmerzen. Im Klartext heißt das: Die
Verbraucher haben sich von ihren heimischen Bauern entkoppelt.
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