Die SPD unter Sigmar Gabriels Führung hat einen
großen Schritt nach vorne getan. Landauf landab wird heute gefragt,
wer SPD-Kanzler werden könnte. Und nicht mehr, ob die SPD überhaupt
je wieder eine Chance haben wird. Wer zwei Jahre zurückdenkt, wer
sich an den Trümmermann Gabriel erinnert, der nach dem desaströsen
Bundestagswahlergebnis in Dresden als neuer Chef seiner Partei wieder
Mut machen musste, kann jetzt in Berlin nur staunen, wie die Partei
wieder Wind unter die Flügel bekommen hat.
Die SPD müsse dahin, wo es stinkt und brodelt, hat Gabriel vor
zwei Jahren gesagt, und er hat das auch beherzigt. Die SPD ist dabei,
zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Arbeit, Wert der Arbeit, Würde der
Arbeit, darum geht es ihr wieder. Die Partei ist Sigmar Gabriel dafür
dankbar. Er wird nicht geliebt, dazu ist seine Sprunghaftigkeit
vielen zu suspekt. Aber er hat in den vergangenen beiden Jahren gute
Arbeit geleistet.
Und er hat Recht mit seiner Mahnung, dass die politische Mitte in
Deutschland nicht verharrt. Sie hat sich bewegt, sie ist nach links
gerückt. Nicht von ungefähr hat Angela Merkels CDU längst den
Mindestlohn entdeckt, nicht von ungefähr wollen auch die
Christdemokraten die Macht der Märkte zügeln. Doch das Original auf
diesem Sektor sind die Sozialdemokraten, und das unterstreichen sie
gerade lustvoll. Sie bewegen sich leicht nach links, aber nicht so
stramm, als dass nicht Helmut Schmidt ihnen weiter aus der Seele
sprechen könnte. In Berlin finden sie nicht nur ihren Mut, sondern
vor allem ihren Stolz zurück.
Die SPD fühlt sich wieder da wohl, wo sie vor Gerhard Schröder war
– links der Mitte. Das ist in einer Zeit, in der viele Menschen sich
nach mehr Sicherheit sehnen, richtig. Die Sozialdemokraten bieten
einen klaren Kompass und präsentieren sich, auch weil sie nicht zu
viel versprechen, wieder als Regierungspartei im Wartestand. Darauf
sind sie stolz. Nach einem solchen Absturz wie vor zwei Jahren ist
das nur allzu verständlich.
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