Der Bundestagswahlkampf hat gezeigt, was
Deutschland interessiert: Debatten um Steuererhöhungen und
Autobahnmaut, Merkels Deutschlandkette und Steinbrücks Mittelfinger
bringen Gemüter in Wallung. Eines der drängendsten Probleme dieses
Planeten kam dagegen nicht zur Sprache: der Klimawandel.
Der Wähler und viele Parteien fürchten die Kosten der Energiewende
mehr als die Katastrophen der Zukunft. Die Bundeskanzlerin bringt
zwar Lippenbekenntnisse für eine „ehrgeizige Klimapolitik“ zu
Protokoll – dennoch treiben deutsche Kohlekraftwerke den
Klimagasausstoß derzeit in neue Höhen. Das Problem wird ignoriert und
kleingeredet, weil es Verzicht bedeuten würde. Nicht zuletzt gedeiht
in dieser Kultur des Verdrängens die Scharlatanerie:
Klimawandelskeptiker haben Hochkonjunktur und schreien immer dann
besonders laut, wenn das Thema in den öffentlichen Fokus gerät.
Dabei ist der Klimawandel auch für Deutschland, neben der
Überalterung unserer Gesellschaft, eine der größten Herausforderungen
dieses Jahrhunderts. Er braucht eine Sonderstellung in der
politischen Agenda und eine Gesellschaft, die sich dazu bekennt.
Skepsis und Zögern sind dagegen fatal. Das haben die Macher des
jüngsten Weltklimaberichts abermals bewiesen.
260 Autoren aus knapp 40 Ländern haben genauer, detaillierter und
gewissenhafter als je zuvor Daten ausgewertet und analysiert. Sie
haben sich selbst infrage gestellt, Klimamodelle verbessert und
Fehler korrigiert. Manche strittigen Details der letzten Berichte
sind auf dem Prüfstand der Wissenschaft sogar durchgefallen und
gestrichen worden. Am Ende gab es trotzdem erneute Gewissheit: Der
Klimawandel ist menschengemacht. Und er hat drastische Folgen. In
Deutschland und der Welt wird es Hitzewellen, Stürme und
Überschwemmungen geben. Das Ausmaß und die Kosten dieser Katastrophen
lassen sich kaum vorhersagen. Selbst die Eurokrise dürfte daneben wie
eine Bagatelle wirken.
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