Schwäbische Zeitung: Eine Chance für den Bürgersinn – Kommentar

Koalitionskrach hat auch sein Gutes: Seit
CSU-Chef Horst Seehofer die bayerische Stromrechnung notfalls auch
ohne die Energiekonzerne aufmachen will, bekommt der
Genossenschaftsgedanke Rückenwind. Tatsächlich bieten sich
Bürgervereine zwanglos an, um moderne Konzepte zur kleinräumigen
Stromversorgung umzusetzen.

Jubel wäre zwar verfrüht, noch sind Bürger-Windparks und
genossenschaftliche Solaranlagen längst nicht so verbreitet im
Freistaat, dass von einer ausreichenden Bedarfsdeckung auch nur
annähernd die Rede sein könnte. Aber es bewegt sich was nach den
Jahrzehnten, in denen kleinräumige Energieversorgung als alter Hut
gegolten hat – zumal, wenn Normalbürger daran verdienten.

Höchst erfreulicher Nebeneffekt dieser noch bescheidenen
Energiewende ist eine Renaissance des Genossenschaftsgedankens.
Gemeinsam vor Ort anzupacken, was den Einzelnen überfordert, ist eine
gute Idee. Sie taugt auch für die Bewältigung der Energiewende. Vor
allem, wenn Bürger dabei am Ende nicht die Dummen sein sollen, weil
sie über Gebühr zur Kasse gebeten werden.

Leider hat die Medaille eine Kehrseite: Längst haben Investoren
die kleinen Energieanlagen als Geschäftsmodell erkannt und planen an
den Betroffenen vorbei – statt sie auch an den Gewinnchancen zu
beteiligen. Niemand muss sich wundern, wenn das Volk gegen solche
Windräder kämpft.

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