Schwäbische Zeitung: „Erdogan spielt mit dem Feuer“ – Kommentar

Für Präsident Erdogan gibt es keine bösen und
guten Terroristen. Der IS und die militanten Kurden, die gegen die
islamistischen Fanatiker in Syrien kämpfen, sind nach seiner Logik
Brüder im Geiste und Feinde der Türkei, die beide vernichtet werden
müssen. Die größere Bedrohung für die türkische Führung ist die PKK,
für die USA und Nato sind es die Dschihadisten. Wenn Erdogan also nun
einen Krieg an zwei Fronten eröffnet, rechnet er sicher damit, dass
seine westlichen Partner ihm die Aufkündigung des Friedensprozesses
mit den Kurden nachsehen werden, solange seine Kampfjets regelmäßig
die IS-Stellungen angreifen.

Die neue Partie im Machtspiel des autoritären Herrschers verfolgt
das Ziel, die pro-kurdische Partei HDP in Ankara zu schwächen und der
regierenden AKP vor wahrscheinlichen Neuwahlen Oberwasser zu
verschaffen. Dass Erdogan damit jedoch einer möglichen Terrorwelle in
seinem Land Tür und Tor öffnet, ist unverantwortlich und
brandgefährlich. Der türkisch-kurdische Konflikt hat seit 1984
Tausende Tote gefordert. Das Ende des Friedensprozesses könnte das
Land um Jahre zurückwerfen und seine EU-Beitrittsperspektiven
endgültig begraben.

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