Schwäbische Zeitung: Es droht Besserwisser-Mentalität – Kommentar

Bei Nordamerikas Indianern wurde die
Friedenspfeife geraucht, um kriegerische Auseinandersetzungen zu
beenden. Bei uns ist es umgekehrt: Kaum steigt Rauch auf, wird
gestritten. Mitunter in einer Art, die ernste Zweifel an der
Rest-Toleranz der zivilisierten Völker aufkommen lässt.

Wahr ist, dass es erst ein Rauchverbot für Wirtshäuser und
öffentliche Gebäude brauchte, um hartgesottene Raucher zur Vernunft
zu bringen. Wer drauflos gepafft hat, während am Nachbartisch das
Essen serviert wurde, ist wohl anders nicht zu sozialisieren. Aber
jetzt sind die militanten Nichtraucher drauf und dran, ihren
Sympathievorsprung zu verspielen. Rauchverbote unter Gottes freiem
Himmel sind etwa so begründbar wie eine Ächtung kohlesäurehaltiger
Erfrischungsgetränke, weil diese im Mund prickeln und womöglich
aggressiv machen.

Am Ende droht genau jene Besserwisser-Mentalität, die sich bis in
die Privatsphäre erwachsener Menschen einmischen will. Überzeugend
ist eher das Argument, den Tabak ganz zu verbieten. Und den Alkohol
gleich noch dazu. Dann wäre auch die Scheinheiligkeit entlarvt, mit
der Finanzminister kräftig Tabak- und Branntwein-Steuer kassieren.

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