Schwäbische Zeitung: Eurozentristisches Israel – Kommentar

Es war ein Schock für die israelische
Gesellschaft, als vor fast 40 Jahren auf einmal schwarze Menschen aus
Äthiopien auftauchten, die erklärten, auch sie seien Juden.

Heute gehören schwarze Gesichter in der israelischen Armee zum
Alltag. Doch der tiefsitzende Rassismus lebt fort. So wie nach der
Staatsgründung Israels jene orientalischen Juden benachteiligt
wurden, die aus dem Irak, aus Syrien, aus Iran oder Libyen kamen, so
leiden heute Juden äthiopischer Herkunft unter einer Gesellschaft,
die sich mehrheitlich als europäisch geprägt versteht. Bis heute ist
der Anteil orientalischer Juden in der Politik gering, fast alle
wichtigen Manager in der Wirtschaft, der Verwaltung und den Medien
haben europäische Vorfahren.

Dass Präsident und Ministerpräsident sich nun schockiert über die
Brutalität gegen die gebürtigen Äthiopier zeigen, kommt sehr spät.
Israel ist auch das Land der Äthiopier, nur hat die Mehrheit der
Israeli dies bisher nicht akzeptiert.

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