Schwäbische Zeitung: Flexibilität ist kein Teufelswerk – Kommentar

So berechtigt die Sorge ist, dass schlechter
bezahlte Leiharbeit normale Arbeitsplätze verdrängt: Die jüngsten
Zahlen aus der bayerischen Industrie belegen solche Ängste nicht
wirklich. Vermutlich auch deshalb, weil kluge Unternehmer gemerkt
haben, wie wichtig eine tüchtige Stammbelegschaft auf die Dauer auch
für den wirtschaftlichen Erfolg ist.

Ganz sicher wäre angesichts der guten Entwicklung ein
Glaubenskrieg verkehrt: Statt Vetorechte gegen den Einsatz von
Leiharbeitern zu verlangen, sind die Gewerkschaften gut beraten, wenn
sie sich auf die Forderung konzentrieren, Leih- und Zeitarbeiter zu
den sonst üblichen Tarifen zu bezahlen: Das erhöht den Anreiz,
reguläre Mitarbeiter anzustellen und das gute Geld nicht für die oft
satten Provisionen der Vermittler von Aushilfskräften auszugeben.

Was nicht nur Gewerkschaften, sondern auch ihre Mitglieder und die
meisten anderen Arbeitnehmer gegen die Zeitarbeit aufbringt, ist ihr
Missbrauch. Vom schlechteren Lohn bis zu Versuchen, Mitarbeiter auf
die Straße zu setzen, um sie dann zu miesen Konditionen von
Zeitarbeitsvermittlern auszuleihen. Solche Auswüchse müssen ein Ende
haben, vor allem im Interesse der Glaubwürdigkeit und des
Arbeitsfriedens.

Wenn dann noch Belege für die Behauptung dazu kommen, dass
Zeitarbeit eine gute Brücke in normale Beschäftigungsverhältnisse
ist, wird Streit entbehrlich. Es liegt also im ureigenen Interesse
der Wirtschaft, die nicht immer unbegründeten Vorbehalte auszuräumen.
Bayerns Metall-und Elektroindustrie hat damit begonnen.

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