Am Anfang war er der große Kämpfer gegen
Kohlestrom aus alten Kraftwerken. Jetzt gibt Sigmar Gabriel klein bei
und lässt zu, dass seine Idee einer Kohle-Abgabe auf Strom aus
besonders klimaschädlichen Anlagen ausgehöhlt wird. Dass Gabriel
grollt, weil er für seine Pläne Prügel bekam, während Angela Merkel
für die Gipfel-Beschlüsse von Elmau mit dem Ziel eines schrittweisen
Ausstiegs aus der Kohle gefeiert wird, ist menschlich verständlich.
Das gehört manchmal zum Schicksal eines Vizekanzlers.
Es ist gut, dass die Bundesregierung am Ziel festhält, 22
Millionen Tonnen Kohlendioxid einzusparen. Dass nun statt der Abgabe
Kraftwerke abgeschaltet und gegen Bezahlung als Reserve vorgehalten
werden könnten, ist eine bemerkenswerte Kehrtwende. Der Plan mag zwar
Arbeitsplätze sichern. Er hat jedoch Risiken und Nebenwirkungen. Die
Stilllegungen und die geplante Extra-Förderung für Anlagen, die Strom
und Wärme erzeugen, werden viel kosten.
Während sich die Konzerne über die Abschalt-Prämie freuen dürften,
werden die Verbraucher dafür über höhere Umlagen zur Kasse gebeten.
Der Streit über die Kohle-Abgabe zeigt, dass es in der Energiepolitik
der Großen Koalition immer noch an einer klaren Linie fehlt. Ob
Kohle, Klima, Atommüll oder Trassenbau – bei kaum einer dieser Themen
haben Union und SPD an einem Strang gezogen.
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