Weihnachtszeit. Zeit zur Besinnung. Zeit, das
abgelaufene Jahr mit ein wenig Abstand zu betrachten. Es soll eine
Zeit des Friedens sein, keine für kämpferische Worte, sondern eine,
die von Glauben und Vertrauen geprägt ist. Im politischen Alltag ist
das grundlegende Vertrauen in der vergangenen Zeit aber auf vielen
Ebenen abhanden gekommen. Das Zutrauen in unsere Institutionen hat
Schaden genommen. Das gewählte Parlament wird in der Schuldenkrise
von anonymen Märkten gejagt, herausgefordert und immer wieder
vorgeführt. Wir trauen unserer Währung nicht mehr so recht und bauen
für den Kollaps des Euro vor. Der Bundespräsident, ist seit Tagen in
der Diskussion. Die Grenze zwischen zwar legalem und doch nicht
legitimem Verhalten verschwimmt immer mehr. Es schaudert bei dem
Gedanken, der Verfassungsschutz könnte die Ermittlungen der Polizei
gegen eine Nazi-Mörderbande sabotiert haben. Industriebosse lassen
sich trotz beruflichen Scheiterns ihr Unvermögen mit hohen
Abfindungen vergolden. Und wie kürzlich in der Schwäbischen Zeitung
berichtet: Sozial Schwache sterben in der reichen Bundesrepublik
Deutschland früher als Gutverdiener.
All dies kann ein Gefühl von Ohnmacht, von „Die da oben, wir hier
unten“ provozieren, und so etwas ist staatszersetzend. Doch sollte
die Frage gestellt sein: Warum engagieren sich nicht mehr Menschen in
den Parteien, gleich welcher politischen Ausrichtung? Wer über die
personellen und inhaltlichen Defizite der Politik den Kopf schüttelt,
wer die Gesellschaft vor die Hunde gehen sieht, hat es selber in der
Hand, für mehr Anstand und Verlässlichkeit, für mehr Zusammenhalt und
Charakter zu sorgen, indem er sich in Parteien, in Vereinen, im
Ehrenamt einbringt. Das ist zwar mühsam, lohnt aber.
Die Weihnachtsbotschaft ist eine Botschaft gegen die
Verdrossenheit. Nach einer Zeit der weihnachtlichen Besinnung aktiv
werden: Das klingt pathetisch, ist es aber nicht. Nicht „die da oben“
– wir selbst gestalten unsere Gesellschaft.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://