Schwäbische Zeitung: Grenzen für die Zauberlehrlinge – Kommentar

Keine Frage: Wenn Bauern künftig wählen könnten,
ob ein Kalb als Kuh oder Bulle zur Welt kommt, hätte das erhebliche
wirtschaftliche Vorteile – für die Landwirte, die sich so viel
Hightech leisten können. Die Idee kommt aus Amerika, aber es ist wohl
nicht die schöne, neue Welt, die da grüßen lässt.

Zum Problem gehört nämlich nicht nur die Gefahr, dass die Kluft
zwischen armen und reichen Ländern noch tiefer wird. Weit mehr Sorge
noch macht die Vorstellung, dass solche Technik bei Rindern und
Schweinen nicht enden dürfte, sondern die Zauberlehrlinge ihr größtes
Geschäftspotenzial beim Kinderwunsch der Menschen finden könnten.

Wer zulässt, dass der Mensch der Natur derart ins Handwerk
pfuscht, ist gottvergessen oder auch nur skrupellos. Der Schritt,
Menschenkinder nach Bedarf der Wirtschaft oder von Kriegsministern zu
selektieren, wäre nicht mehr fern. Und es ist zu ahnen, dass auch
solche Dummheit begeisterte Anhänger fände. Die „Stammhalter“-Doktrin
ließe – kaum einigermaßen überwunden – auch hierzulande erneut
grüßen. Und es fänden sich garantiert Fortschrittsprediger, die das
auch noch für ein Wunder halten.

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