Schwäbische Zeitung: Griechische Hybris

Die zur Schau getragene Lässigkeit mit „Hand in
– Hemd über die Hose“ mag im Hörsaal punkten, auf internationaler
Bühne wirkt der griechische Finanzminister und frühere Dozent für
Wirtschaftswissenschaften, Gianis Varoufakis, zunehmend wie ein
Dampfplauderer. Ohne schriftliches Konzept glaubte der Grieche nach
Brüssel reisen zu können. Er hielt es offensichtlich für
wahrscheinlich, bei seinen Kollegen dank guter Rhetorik punkten und
so sein Land vor dem Finanzkollaps retten zu können. Erst sagte er
etwas zu, kaum war Bundesfinanzminister Schäuble abgereist, zog er
die Zustimmung binnen Sekunden zurück. Hybris nennt man so etwas. Der
Begriff kommt aus dem Griechischen und dürfte Varoufakis bekannt
sein. Er definiert Hochmut kombiniert mit einer gnadenlosen
Selbstüberschätzung. Höflich kommentiert belegt Varoufakis fehlende
Professionalität gepaart mit dem Beleg, dass die Griechen keine
Lösung anbieten können.

Ministerpräsident Tsipras verwechselt seine frühere oppositionelle
Spielwiese mit seiner heutigen tatsächlichen Regierungsverantwortung.
In rekordverdächtigem Tempo erinnert die griechische Regierung immer
mehr an Venezuela und seinen früheren Präsidenten Hugo Chavez. Beide
profitierten von einer korrupten Oberschicht, die jahrzehntelang ihr
Land ausgepresst hatte und von teils erschreckenden sozialen
Verhältnissen. Doch Chavez hatte ein Pfund in der Hand, über das
Tsipras eben nicht verfügt. Das südamerikanische Venezuela besitzt
große Ölvorkommen und konnte bis vor kurzem jahrelanges
Missmanagement mit Exporteinnahmen gegenfinanzieren. Griechenland hat
kein Öl.

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