Es ist wie in einer Seifenoper in Dauerschleife:
Das Ende – die Rettung Griechenlands mit vielen Milliarden aus der EU
– steht längst fest und ist immer wieder zum Greifen nahe, trotzdem
gibt es täglich neue Volten und Verwicklungen, die uns in Atem
halten. Nun also weckt die Troika zarte Hoffnungen, und Brüssel
verspricht Athen mehr Zeit und Milliarden.
Doch die Probleme bleiben: Die Europäische Zentralbank ziert sich,
die EU braucht Bedenkzeit, die Regierung in Athen wackelt, die
Wirtschaft stürzt ab. Die Griechen murren über sozialen Kahlschlag,
die Deutschen über verpulverte Milliarden. Die Handlung für die
nächsten Monate steht: In Athen brennen Barrikaden, in Brüssel rollen
dunkle Limousinen beim Ministerrat vor, in Berlin jagen sich die
Sondersitzungen – und tief in der Nacht stehen hohläugige Reporter
vor Regierungsgebäuden, in denen ständig neue Schicksalsstunden
schlagen.
Wir werden auch in den nächsten Jahren wenig Gutes aus
Griechenland hören, selbst wenn die Regierung erfolgreich umsteuern
sollte: Wirtschaftspolitische Reformen brauchen Jahre, bis sie
wirken. Die heute kraftstrotzenden Schwellenländer in Fernost und
Lateinamerika sowie viele Ex-Planwirtschaften Mittelosteuropas haben
bittere Jahre lang ihre Haushalte saniert, Bildung gefördert und
Infrastruktur geschaffen – und dabei viele Regierungen verschlissen.
Doch diese Staaten hatten die Vision einer besseren Zukunft. Es
galt, Not und Hunger, koloniale Bevormundung, Diktatur und Krieg zu
überwinden. In Brüssel wird hingegen ideologiearm versucht, das
fragile Gebilde EU mit wohligen Worten, ratingfreundlichen
Spardiktaten, bevölkerungsberuhigenden Fördermilliarden und
geldpolitischen Tabubrüchen zusammenzukitten.
Athen braucht mehr Reformen, mehr Jahre und mehr Geld, um nicht
zum EU-Dauersozialfall zu werden. Und Europa braucht eine über den
Tag hinausgehende Wertedebatte, die sich nicht in Euro und Cent
erschöpft. Nur so wird aus der Endlos-Seifenoper eine
Erfolgsgeschichte.
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