Der Erfolgsdruck ist groß. Endlich kann die
grün-rote Landesregierung umsetzen, was sie seit Jahren in der
Opposition gefordert hat: eine längere Schulzeit bis zum Abitur,
gemeinsames Lernen von Kindern verschiedener Bildungsniveaus, mehr
Gestaltungsspielraum für die Eltern. Der erste große Streit der
Regierungsfraktionen um Stuttgart 21 ist mit der Volkabstimmung
vorerst gelöst. Die Erleichterung nach dem 27. November war deutlich
zu spüren bei den führenden Köpfen von den Grünen und der SPD. Jetzt
geht es darum, dass die Regierung Profil zeigt. Die Bildungspolitik
ist dafür das entscheidende Thema.
In Zeiten von Facharbeitermangel und der Angst vor einer
schwächelnden Wirtschaft ist ein modernes Bildungssystem die Basis
für die Zukunftsfähigkeit des Landes. Baden-Württemberg kann es sich
nicht leisten, die Abhängigkeit von sozialer Herkunft und
Bildungsabschluss im Land zu ignorieren. Immer noch machen auffallend
wenige Kinder aus einem bildungsfernen Elternhaus Abitur. Doch die
geplanten Umstellungen sind grundlegend. Deswegen müssen sie auch
umfassend vorbereitet werden.
Die Zeit dafür gönnt sich die Kultusministerin offensichtlich
nicht. Schnell sollen Ergebnisse, Erfolge her. Nicht jedes Konzept
wirkt dabei von Anfang bis Ende durchdacht. Fragen bleiben offen bei
der Grundschulempfehlung, bei den Gemeinschaftsschulen, bei der
Wieder-Einführung von G9. Bei den Gemeinschaftsschulen müssen die
Schulen beispielsweise die Eltern lange informieren, bevor das
entsprechende Schulgesetz überhaupt verabschiedet ist. CDU und FDP
können nun mit konstruktiver Oppositionsarbeit beim Wähler punkten.
Allein mit dem Verweis auf die Erfolge des bestehenden
Schulsystems ist es allerdings nicht getan. Die Bürger haben diese
Regierung auch wegen ihrer Ideen im Bildungsbereich gewählt.
Letztlich wird der Erfolg von Grün-Rot daran gemessen werden, was sie
aus ihren Bildungsideen gemacht haben – stärker noch als am Umgang
mit Stuttgart 21.
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