Die Bischöfe atmen auf: Mitglied der
katholischen Kirche kann nur sein, wer Kirchensteuer zahlt. Ein
bisschen aus der Kirche austreten geht nicht. Das aber schwebte
Kirchen-Rebell Hartmut Zapp vor, er wollte Mitglied bleiben, aber
nicht zahlen. Das Erzbistum Freiburg klagte – und bekam recht. Ein
gutes Urteil, vor allem für die, denen die Kirchensteuer zugutekommt.
Natürlich darf ein Christ kritisch sein, hadern und zweifeln, auch
an der Kirche. „Wehe euch, wenn euch alle Menschen loben“, sagte
Christus (Lk 6, 26). Gründe, mehr Beweglichkeit anzumahnen, finden
viele, etwa im Umgang mit Frauen, dem Zölibat, mit Missbrauchsfällen
oder der Ökumene. Doch nichts davon rechtfertigt die Abkehr von der
Kirchensteuer.
Auch der Vorwurf, die Steuer würde verprasst, greift nicht. Denn
wofür werden die etwa fünf Milliarden Euro im Jahr verwendet? Da sind
zum einen 100 000 Menschen, die als Pfarrer, Diakone oder Organisten
beschäftigt sind, für sie werden 60 Prozent ausgegeben. Zehn Prozent
fließen in die Verwaltung, weitere zehn in den Erhalt der Gebäude.
Der Rest, etwa eine Milliarde Euro, wird investiert in Schule und
Bildung, in Sozialprojekte und Karitatives. Allein die Caritas
beschäftigt gut eine halbe Million Menschen, vor allem in der Pflege
alter, kranker oder behinderter Menschen. Wer will behaupten, dieses
Geld sei schlecht angelegt?
Der Dienst am Menschen ist ureigene Aufgabe der Kirche. Er ist
gefährdet, wenn engagierte Mitarbeiter entlassen, Heime und Kirchen
bröckeln oder Sozialprojekte geschlossen werden, weil steuermüde
Katholiken sich verweigern. Wer aus der Kirche austreten will – das
wollen leider jährlich 100 000 – kann dies tun. Er muss aber alle
Konsequenzen tragen, etwa dass er nicht kirchlich heiraten oder Pate
werden darf. Wer nein sagt zur Kirche, sagt auch nein zu ihren
Sakramenten. Das ist konsequent.
Wünschenswert wäre aber auch, die Kirche würde mehr Dialog wagen
und die Zahl der Austritte senken. Um sich gestärkt dem zu widmen,
was Jesus ihr aufgetragen hat: Not lindern und das Reich Gottes
verkünden.
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