Schwäbische Zeitung: Harte Zeiten für die Linke

Mit der Linken ist es wie mit der AfD: Wer an
Weltverschwörungen glaubt, vielleicht noch an die Dominanz des
Bankenwesens durch jüdische Finanzjongleure, der findet hier mit
Sicherheit Gleichgesinnte. Und wer dann noch überall dunkle Mächte
wittert, sich selbst aber zum Retter der Rechtlosen stilisiert, der
fühlt sich auch wohl bei der AfD und der Linken. Und weil man gerne
Tacheles redet, wird mit der Rechtfertigung „Man wird ja wohl noch
einmal sagen können“ nicht nur Israel kritisiert, sondern gleich noch
den Juden ein Tritt verpasst.

All das hätte die Friedrichshafener Bundestagsabgeordnete Annette
Groth bedenken müssen, als sie zwei Israel-Kritiker im Namen ihrer
Partei in den Bundestag einlud. Dass diese Israel-Kritiker selber
Juden sind, tut dabei nichts zur Sache, denn auch die libanesische
Hisbollah lädt gelegentlich einen Rabbiner aus London ein, der dann
vollmundig das Existenzrecht Israels in Abrede stellt. Annette Groth
hätte sich zudem denken können, dass Gregor Gysi, der selbst aus
einer jüdischen Familie kommt, sich eine Veranstaltung nicht bieten
lassen wird, auf der vielleicht nicht nur Israel kritisiert sondern
auch gegen Juden gehetzt werden könnte.

Die Linke ist die Nachfolgepartei der Sozialistischen
Einheitspartei Deutschlands. Und in dieser SED gab es viele jüdische
Kommunisten, die meinten, sie lebten im besseren Deutschland, trotz
Mauer und Parteidisziplin. Dass Juden sich so für den DDR-Kommunismus
engagierten, hinderte Mitglieder der SED nicht daran, antisemitisch
zu sein. West-Abgeordnete der Linken wie Annette Groth haben sich mit
dieser Parteiengeschichte vielleicht nicht beschäftigt, aber sie
zeigen auch kein gesteigertes Interesse daran.

Es gibt in Deutschland den Antisemitismus der Rechten und es gibt
den Antisemitismus vieler Muslime. Es gibt aber die
Judenfeindlichkeit jener Linken, die sich in der Partei gleichen
Namens organisiert haben. Diese bietet nicht erst seit dem Eklat im
Bundestag ein gar jämmerliches Bild .

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de