Schwäbische Zeitung: Industrie will vor allem Eurorettung – Kommentar

Lange Zeit fühlte sich die Wirtschaft der
Politik überlegen. Die Unternehmer unterstellten Politikern gern
Inkompetenz, Ahnungslosigkeit oder Traumtänzerei. Der Gegenentwurf zu
staatlichen Gesetzen hieß Freiheit der Märkte. In dieser Logik fiel
der Politik die Rolle als Erfüllungsgehilfe für die Unternehmer zu.
Die Finanzkrise brachte das plötzliche Ende dieser Denkschule. Heute
ist unumstritten, dass Banken und Börsen die ordnende Hand des
Staates brauchen. Politik und Wirtschaft begegnen sich wieder auf
Augenhöhe. Neuerdings aber weitet der Staat seinen Einfluss
unheilvoll aus. Wie eine fette Glucke droht der Gesetzgeber die
Unternehmen mit seiner Fürsorge zu erdrücken. Der Energiemarkt
verwandelt sich in eine Planwirtschaft nach sozialistischem Vorbild.
Verunsicherte Bankberater können sich vor Bürokratie kaum retten und
knausern mit Krediten. Davor warnen die Maschinenbauer, aber nur
zaghaft. Der Schock der Finanzkrise sitzt offenbar so tief, dass
selbst die mächtigen deutschen Industriellen einen stärkeren Staat
akzeptieren. Hauptsache, der Politik gelingt die Eurorettung.

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