Schwäbische Zeitung: Iraks Kurden sind keine Taliban

Welch ein Durcheinander in Berlin: Erst werden
Waffenlieferungen in das irakische Kriegsgebiet ausgeschlossen. Nun
lenken der Außenminister und seine Kollegin Ursula von der Leyen ein.
Man wolle gepanzerte Wagen liefern sowie Detektoren für
Sprengstofffallen. Die will man aber nicht an die bedrängten Kurden
liefern, sondern an die irakische Armee.

Und wer ist die irakische Armee? Eine demoralisierte Truppe, die
sich von den Terroristen der Gruppe Islamischer Staat (IS) massenhaft
hat Waffen abnehmen lassen, die ihnen von den Amerikanern geschenkt
worden waren.

Wer bei Kurden an Abdullah Öcalan und mafiöse Drogenhändler denkt,
der denkt nur einen Teil. Die irakischen Kurden sind nicht die
Taliban. Wenn es einen verlässlichen Partner im Irak gibt, dann sind
es die Kurden. Sie haben in 20 Jahren im Nordirak einen teilautonomen
Staat aufgebaut. Seit dem Sturz Saddam Husseins haben vor allem die
Kurden verfolgten Minderheiten wie den Christen Schutz und Obdach
gewährt.

Bundespräsident Joachim Gauck hat im Januar bei der Münchner
Sicherheitskonferenz erklärt, dass es Situationen gebe, in denen man
sich durch Untätigkeit und Abseitsstehen schuldig mache. Von der
Leyen hat damals kräftig applaudiert. Jetzt könnte sie umsetzen, was
sie damals beklatschte. Nicht, indem sie gepanzerte Autos an eine
korrupte irakische Armee übergibt. Sondern indem sie den Kurden
hilft, die Terroristen von der IS zu besiegen.

Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de

Weitere Informationen unter:
http://