Schwäbische Zeitung: „Kluger Schachzug“ – Kommentar zu Tsipras Rücktritt

Urnengang, der dritte: Mit ein bisschen Häme
könnte man mal wieder die Floskel von Griechenland als Wiege der
Demokratie bemühen. Neuwahlen, Referendum, Neuwahlen – so viel Wahl
war selten in dem schuldengeplagten Land. Ob die spargeprüften
Menschen das zu schätzen wissen, sei dahingestellt. Der Rücktritt von
Syriza-Chef Alexis Tsipras als Ministerpräsident ist jedenfalls ein
kluger Schachzug. Schafft er es, trotz der Zugeständnisse an die
Gläubiger seine Popularität zu wahren, dann ist ihm der Wahlsieg
sicher. Er hätte dann eine neue Legitimation für seinen politisch
riskanten Schwenk hin zu der von der EU geforderten Sparpolitik.

Für Brüssel, Berlin und all die anderen EU-Staaten, die in dieser
Woche dem dritten Hilfspaket für Griechenland zugestimmt haben, ist
entscheidend, dass die beschlossenen Reformvorhaben nicht durch neue
griechische Eskapaden aufgeweicht werden. Das spricht für Tspiras,
der mittlerweile für so etwas wie Stabilität steht. Die Hilfen mögen
zu kurz greifen, zu wenig Wachstum fördern und den Griechen zu viel
abverlangen. Sie sind aber allemal besser als ein chaotischer
Ausstieg aus der Eurozone.

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