Schwäbische Zeitung: Kommentar – AfD profitiert von Merkels Kurs

Vom früheren bayerischen Ministerpräsidenten
Franz Josef Strauß stammt der Ausspruch, es dürfe rechts von der
Union keine demokratisch legitimierte Partei geben. Kanzlerin Angela
Merkel hat dieses sinnvolle Mantra nie berücksichtigt. Dass sich die
AfD zu jener Kraft rechts von der Union entwickelt, liegt auch an
Merkels Haltung.

Die Kanzlerin regiert pragmatisch, aber sie hat dabei auch
konservative Prinzipien außer Acht gelassen, die früher CDU-Größen
wie Alfred Dregger oder Manfred Kanther vertraten. Stattdessen hat
der rechte CDU-Flügel das Gefühl, Merkel sozialdemokratisiere die
Partei.

Die AfD füllt dieses politische Vakuum mit unsäglichen
deutschnationalen Parolen genauso wie mit wirtschaftsliberalen
Inhalten. Das kostet die Union schon jetzt Wähler. Wenn die beliebte
Kanzlerin einmal nicht mehr im Amt ist, dürfte die AfD nur noch mehr
bei der Union wildern – es sei denn, diese stärkt ihr konservatives
Profil wieder. Denn was passiert, wenn man einen Parteiflügel sich
selbst überlässt, davon kann die SPD seit Gründung der Linkspartei
ein Lied singen. (Markus Riedl)

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