Schwäbische Zeitung: Kommentar: Britanniens Merkel

Auf einmal geht es alles sehr schnell bei den
Konservativen: Der Kampf um den Parteivorsitz ist nach dem verbalen
Fehltritt der Kandidatin Andrea Leadsom abrupt beendet. Bereits am
Mittwoch soll Innenministerin Theresa May zur Nachfolgerin des
Premiers David Cameron gekürt werden. Für die seit dem EU-Referendum
gelähmte Regierungspartei in London, aber auch für Europa in der
Brexit-Krise könnte das eine gute Nachricht sein.

Die Tories befinden sich seit Camerons Referendumsdebakel in einer
schweren Krise. Sie brauchen an der Spitze eine starke und besonnene
Führungspersönlichkeit, die die Partei in ruhigere Gewässer führen
kann. Solch eine Anführerin ist Theresa May, die an der Basis viel
Vertrauen genießt. Die uncharismatische Ministerin gilt als
bodenständig, hartnäckig, zuverlässig und effizient. May könnte als
Politikerin mit Angela Merkel verglichen werden, die im Königreich
als Musterbeispiel für Effizienz gilt.

Die regierungserprobte May wird für die EU die bessere
Gesprächspartnerin sein als ihre unerfahrene Ex-Rivalin Leadsom, der
der Rückhalt in ihrer Partei fehlt. Auch wird Europa davon
profitieren, dass das Problem von Camerons Nachfolge schnell gelöst
wurde: Die Briten könnten nun bald mit ihren Austrittsverhandlungen
starten.

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