Schwäbische Zeitung: Kommentar zu Genmais – Es muss ohne Manipulation gehen

Ernährungssicherheit ist ein hohes Gut – erst
recht in Zeiten steigender Nachfrage. Auch Schädlingsbekämpfung muss
deshalb sein. Doch die Lösung kann nicht darin bestehen, immer mehr
in die natürlichen Abläufe einzugreifen. Es muss auch ohne
Manipulationen am Erbgut möglich sein, Erträge zu steigern. Die
Entwicklung der modernen Landwirtschaft zeigt es.

In den Umfragen geben sich die Deutschen mehrheitlich ernährungs-
und qualitätsbewusst. Aber sie agieren auch preisbewusst. Darin liegt
eine Ursache dafür, dass die Landwirtschaft so stark unter Preisdruck
steht und um noch bessere Hektarerträge kämpft. Schädlinge wie der
Maiszünsler, der vier Prozent der Ernte vernichtet, sind des Bauern
Feind. Doch gentechnisch verändertes Saatgut ist nur die Fortsetzung
des Einsatzes von Pestiziden. Die Risiken und Nebenwirkungen bleiben
bestehen.

Das Bild von der ungehemmt agierenden und auf maximalen Gewinn
ausgerichteten Agrarindustrie passt nicht zu der idyllischen
Vorstellung von glücklichen Kühen, gackernden Hennen und munter um
Ähren und Obstblüten schwirrenden Schmetterlingen und Bienchen.
Zwischen heiler Welt und Horrorvorstellungen gibt es jedoch
Mittelwege. Das Beispiel Deutschland zeigt, dass ein Nebeneinander
von konventionellem und ökologischem Anbau möglich ist. Weder der
einen noch der anderen Methode steht der Anspruch zu, die Lösung für
alle zu sein. Unbedenklich müssen beide sein.

Nun ist die Landwirtschaft global ausgerichtet. Nur deshalb können
in einem so nachfrageorientierten Land wie Deutschland rund ums Jahr
alle Wünsche bedient werden. Das mag nicht immer vernünftig
erscheinen. Manchmal täte Bescheidenheit gut. Aber neue Risiken
müssen nicht zusätzlich heraufbeschworen werden. Auch der Versuch der
Bundesregierung, bei einer Zulassung von gentechnisch veränderten
Maissaaten umgehend Ausnahmen von den Regeln durchzusetzen, überzeugt
nicht. Fortschritt kann auch mal heißen, mit dem, was vorhanden ist,
auszukommen.

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