Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Aktienmarkt: Kontrollverlust in Peking

Die chinesische Regierung ist bekannt für ihr
allumfassendes Kontrollbedürfnis. Die Börse macht da keine Ausnahme.
Doch mit den jüngsten Turbulenzen an den chinesischen Aktienmärkten
scheinen Peking die lenkenden Zügel im Hintergrund entglitten zu
sein. Die Kurse in Schanghai purzeln wie Fallobst, und die Führung im
Reich der Mitte trägt daran Mitschuld.

Mit ihren fortwährenden Markteingriffen verunsichert sie die ob
der Wachstumssorgen ohnehin schon hochnervösen Anleger weiter. Denn
die Aktionen der chinesischen Marktwächter zeichnen ein Bild von
blindem Aktionismus: Mal sind es Verkaufsverbote für Großinvestoren,
die in Phasen von Marktstress verhängt werden. Dann wieder
interveniert die Notenbank mit Milliarden, um die Märkte zu stützen.
Die seit Jahresbeginn geltende Regel zur Handelsunterbrechung bei
starken Kurseinbrüchen, die binnen vier Tagen gleich zweimal
angewendet werden musste, ist wegen Untauglichkeit am Donnerstagabend
prompt wieder verworfen worden.

Die chinesischen Börsen gleichen immer mehr einem Tollhaus, in dem
die Verwaltung verzweifelt versucht, den Drang der Bewohner zum
Ausgang zu stoppen.

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