Einer Tradition ist das Stockholmer
Auswahlkomitee treu geblieben: Die Wirtschaftsnobelpreisträger sind
weiß, männlich und aus den USA. Dieses Mal hat sich das Gremium
allerdings entschieden, Ökonomen auszuzeichnen, die sich mit
alltäglichen Fragen befassen. Das ist nicht selbstverständlich,
werden doch gerne weltferne Theoretiker im Greisenalter geehrt.
Mit Robert Shiller erhält ein Wirtschaftsforscher den Preis, der
die Meinung vertritt, dass es an den Märkten oft unvernünftig zugeht
und Investoren sich zu überzogenen Reaktionen hinreißen lassen.
Früher als die meisten seiner Kollegen warnte er vor der
Immobilienblase, die die Finanzkrise heraufbeschwor. Eine
vortreffliche Wahl, hätte das Nobelpreiskomitee nicht zugleich
Shillers Gegenspieler Eugene Fama bedacht. Fama hält am Glaubenssatz
fest, dass Anleger sich rational verhalten und Märkten eine Logik
innewohnt – obwohl die Finanzkrise uns eines Besseren belehrt hat.
Shiller und Fama sind wie Feuer und Wasser. Ihre gemeinsame Ehrung
illustriert das Dilemma der Volkswirtschaftslehre: Sie will
Naturwissenschaft sein, ist tatsächlich aber auch verwandt mit
Religion und Astrologie.
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