Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Wirtschafts-Nobelpreis: Kluge Entscheidung

Angus Deaton ist ein würdiger Nobelpreisträger.
Mit der Entscheidung, dem britisch-amerikanischen Ökonomen die
Auszeichnung zuzuerkennen, versöhnt das Auswahlkomitee somit zwei
Lager miteinander, die sich zuletzt nichts mehr zu sagen hatten.

Wie unterschiedlich die Vorstellungen von moderner
Wirtschaftswissenschaft sind, zeigte sich 2014 beim
Nobelpreisträgertreffen in Lindau. Junge Forscherinnen und Forscher
verlangten mehr Bezug zur Praxis und riefen nach einer Wissenschaft,
die sich Fragen des täglichen Lebens stellt. Die ehrwürdigen
Nobelpreisträger verteidigten ihre abstrakten Rechenmodelle und
mathematischen Methoden.

Mit Deaton wird jetzt ein Wissenschaftler ausgezeichnet, der den
Spagat beherrscht: Er gründet seine Forschung auf Daten, widmet sich
zugleich aber Themen des Alltags. Ihm verdanken wir die Erkenntnis,
das Geld nicht unbedingt glücklich macht. Er macht sich Gedanken über
Armut und Entwicklungshilfe.

Nach Fehlgriffen in der jüngeren Vergangenheit hat das
Nobelpreiskomitee in diesem Jahr eine durchaus kluge Wahl getroffen.
Ist damit womöglich die Vorherrschaft weißer, amerikanischer Greise
beendet, die lange Zeit ein Abonnement auf den Nobelpreis zu haben
schienen? Den letzten Beweis kann das Gremium im kommenden Jahr
liefern – und endlich einmal wieder eine Frau auszeichnen.

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