Schwäbische Zeitung: Korruption auf beiden Seiten – Kommentar

Aktivisten, die der so genannten Demokratischen
Partei nahestehen, wollen die Demokratie abschaffen. Die Armen folgen
einem populistischen, korrupten Milliardär. Der 86 Jahre alte König
kann sich nicht gegen eine Vereinnahmung durch die Regierungsfeinde
wehren. Viele seiner Höflinge sympathisieren mit den Demonstranten.
Und das Militär arbeitet auf eigene Rechnung.

Sonderlich sympathisch wirkt keine der Konfliktparteien in
Thailand. Die Demonstranten werfen der Regierung Korruption vor –
sicher zu Recht. Machtmissbrauch ist aber nicht nur ein Übel der
Regierung und ihres inoffiziellen Führers im Exil, des
milliardenschweren Unternehmers Thaksin Shinawatra. Korrupt sind auch
die Seilschaften der Bangkoker Elite, die sich vom Aufsteiger Thaksin
herausgefordert fühlen. Nun spielen die Demonstranten den alten
Machtcliquen in die Hände. Da diese auch in der Justiz den Ton
angeben, können sie die Regierung juristisch kalt stellen, indem sie
sie für Verfassungsverstöße verantwortlich machen. Ein solcher
„stiller Putsch“ scheint wahrscheinlicher als ein direktes Eingreifen
des Militärs.

Die Beteiligung beider Lager an einer Regierung der nationalen
Einheit könnte die Lage entspannen. Doch Kompromisse haben keine
Tradition in der thailändischen Politik.

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