Schwäbische Zeitung: Leitartikel: Endlich entschieden

Typisch Papst Franziskus: erst gut zuhören,
dann scharf analysieren, dann entscheiden. Und dem öffentlichen, auch
medialen Druck nicht nachgeben. Mit der Annahme des
Rücktrittsgesuches, das Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst schon im
Oktober 2013 eingereicht hatte, hat der Papst sich Zeit genommen: Es
dauerte, bis der Prüfbericht zum Neubau des Diözesanzentrums in
Limburg erarbeitet war und dann Anfang März im Vatikan vorlag.
Franziskus entschied – für kirchliche Verhältnisse – zügig und
konsequent.

Längst war klar, dass nicht allein die Lügen rund um die
Finanzierung des Bischofssitzes und die explodierenden Baukosten ein
künftiges Miteinander im Bistum unmöglich machen würden. Ein Bischof,
der die Unwahrheit sagt und einen Strafbefehl akzeptiert, ist nicht
tragbar. Ein Bischof, der wegen seines autoritären Führungsstiles im
Dauerfeuer der Kritik steht, entspricht außerdem nicht den
Anforderungen an einen „Brückenbauer“. Unabhängig von jeder
Schuldfrage wäre Tebartz nicht mehr imstande gewesen zurückzukehren
und sein Amt im Dienste der Einheit für alle Gläubigen des Bistums in
guter Weise auszufüllen. Denn ein Bischof, der aus einem
„schwerwiegenden Grund nicht mehr recht in der Lage ist, sein Amt
auszuüben“, sei nachdrücklich aufgefordert, dem Papst den
Amtsverzicht anzubieten, heißt es im Kirchenrecht.

Nun geht es – nicht nur in Limburg – für die Kirche darum,
verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Ein Neuanfang an der Lahn,
auch in der zweiten Reihe, in der das in die Affäre verstrickte
Domkapitel sitzt, ist unabdingbar. Dann heißt es, deutschlandweit
mehr Transparenz vor allem bei den Finanzen zu schaffen.

Diese Krise bietet aber auch eine Chance: Der Papst wird bis 2015
mit Limburg acht der 27 deutschen Bischofssitze neu besetzen. Wenn er
eine kluge Personalpolitik macht, kann er den künftigen Kurs der
deutschen Kirche auf Jahre hinaus gestalten. Nämlich am Evangelium
orientiert, barmherzig, dialogwillig.

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