Die schlimmsten Befürchtungen werden schon vor
seinem Amtsantritt wahr. Donald Trump schockt mit einem Interview
europäische Politiker – und vielleicht die deutschen besonders. Denn
er setzt auf eine Spaltung Europas und lästert, dass Europa ohnehin
nur Deutschland diene. Vor allem aber macht Trump klar, dass er
überhaupt kein Politiker sein will. Er ist jemand, der in Deals denkt
und Deals macht. Auch in der Politik. Was seiner Meinung nach den USA
nützt, ist gut, was nicht, ist schlecht. Eine protektionistische
Politik soll den USA die Konkurrenz vom Leib halten.
Trump redet in einfachen Worten, seine Botschaften sind
verständlich, aber auch widersprüchlich. Die Nato ist obsolet, aber
sie ist ihm sehr wichtig. Ob Europa stark oder schwach ist, ist ihm
egal, aber „Yeah“, er fühlt sich Europa sehr verbunden. Angela Merkel
respektiert er, hält aber ihre Politik für katastrophal.
Der bald mächtigste Mann der Welt präsentiert sich auf diese Art
als unberechenbarer Polterer, dem Konventionen egal sind: der keine
Taktik hat und auch keine Strategie, der lieber twittert, als große
übergreifende Konzepte zu entwerfen.
Und Europa? Verlassen können sich die Europäer anscheinend nur
darauf, dass er die USA wie ein Unternehmen führen wird und nicht wie
einen Staat: Strafzölle für unliebsame Konkurrenz; Nato, nur wenn die
anderen endlich zahlen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel reagiert betont gelassen. Europa hat
alle Chancen, mächtig aufzutreten. Denn im guten alten Europa gibt es
statt Geschäftsleuten noch Staatsmänner und -frauen, die diplomatisch
sein können, um das Beste für ihr Land zu erreichen. Die nicht nach
dem besten Deal, sondern auch nach dem besten Ziel streben. Ein
Politiker denkt an die nächsten Wahlen, ein Staatsmann an die nächste
Generation, heißt es. Ein Staatsmann ist Donald Trump gewiss nicht.
Insofern bleibt den geschockten Europäern allein eine Hoffnung: Auch
ein ehrbarer Kaufmann übernimmt die gesellschaftliche Verantwortung
für sein Unternehmen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Original-Content von: Schw?bische Zeitung, übermittelt durch news aktuell