Schwäbische Zeitung: Manche Betriebe in der Bredouille – Kommentar zum Mindestlohn

Der Aufschrei der Arbeitgeber wegen des
Mindestlohns ist weiterhin hörbar, obwohl die Folgen laut Experten
weniger schlimm sind als befürchtet. Branchenverbände halten nach wie
vor daran fest, der Mindestlohn habe negative Auswirkungen auf den
wirtschaftlichen Erfolg, bedrohe gar unternehmerische Existenzen und
damit Arbeitsplätze und schränke das Angebot für Kunden ein. Ein
Beispiel ist die Gastronomie, die sich gezwungen fühlt, infolge des
Mindestlohns die Öffnungszeiten einzuschränken, mehr Ruhetage
einzuführen und höhere Preise von ihren Gästen zu verlangen.

Dabei ist die Arbeitgeberseite sehr bemüht stets zu betonen, dass
nicht die Höhe des Mindestlohns selbst das Problem sei; bezahlt habe
man vorher schon gut, um im Südwesten überhaupt Mitarbeiter zu
finden. Als das eigentliche Problem nennen die betroffenen Branchen –
darunter auch das Handwerk – die Dokumentationspflicht. Es sei, sagen
Kritiker, von der Politik schwammig formuliert, wie diese konkret
aussehen soll. Dabei müssen Stunden, die ein Beschäftigter gearbeitet
hat, eigentlich nur aufgeschrieben werden. Allerdings kommt damit
zutage, ob gesetzliche Arbeitszeitlimits eingehalten werden – oder
nicht. Das bringt manche Betriebe in die Bredouille.

Wenn der Mindestlohn tatsächlich zu mehr
sozialversicherungspflichtigen Stellen und zu einer fairen Bezahlung
und Behandlung der Beschäftigten führt, dann müssen Kunden, Gäste und
Betriebe höhere Ausgaben, kürzere Öffnungszeiten und mehr Formulare
aushalten.

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