Vor einem halben Jahr noch schien Europa am
Rande eines Krieges zu stehen. Russische Soldaten in der Ostukraine,
ein zündelnder russischer Präsident und eine dem Kollaps entgegen
taumelnde Ukraine lösten in West wie Ost Angst aus.
Das Minsker Abkommen wurde geschlossen, seither hat sich an der
militärischen Lage wenig und an der humanitären Katastrophe in der
Ostukraine nichts geändert. Nur die Aufmerksamkeit der Politik, der
Medien und der Öffentlichkeit hat sich verlagert auf Flüchtlinge, auf
sächsische Rechtsradikale, auf die Rettung Griechenlands.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat – sehr symbolträchtig – am
Tag der ukrainischen Unabhängigkeit den Präsidenten des Landes nach
Berlin gebeten und dessen französischen Amtskollegen gleich dazu.
Petro Poroschenko hat zuvor in Kiew eine Militärparade abgenommen,
sein russischer Kollege Wladimir Putin ist in Berlin nicht dabei.
Dafür, dass Merkel die Entspannung mit Russland zur Chefsache
erklärt hat, dafür, dass Poroschenko ein undurchsichtiger Oligarch
bleibt, scheint das Treffen seltsam konzeptionslos. Wenn Merkel
ehrliche Maklerin sein will, geht es vielleicht nächstes Mal auch
eine Nummer weniger symbolhaft und in deutlicherer Abgrenzung zu
Poroschenko.
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